SS-Sonderkommando "Dirlewanger"
SS-Sonderbataillon "Dirlewanger"
SS-Sonderregiment "Dirlewanger"
SS-Sturmbrigade "Dirlewanger"
36. Waffen-Grenadier-Division der SS

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1. Einsatz und Unterstellung:

Bereits Ende März 1940 wurde durch einen Befehl Adolf Hitlers verfügt, aus Wilddieben eine Scharfschützen-Sondereinheit aufzustellen. Daraufhin wurde am 1. Juli 1940 bei der Waffen-SS das "Wilddiebkommando Oranienburg" gebildet. Für diese Einheit wurde keine SS-Tauglichkeit gefordert. Es wurden alle Männer bis 45 Jahre und einer Größe von mind. 1,65 m eingezogen. Die Absicht, die Männer als Scharfschützen einzusetzen, wurde recht schnell fallen gelassen. Die Einheit wurde, unter dem Kommando des vorbestraften Dr. Dirlewanger, als SS-Sonderkommando Dirlewanger dem SS- und Polizeiführer Lublin zugeführt. Dieser setzte das Kommando zur Bewachung des jüdischen Arbeitslagers in Stary Dzikow ein. Im Mai 1942 wurde die Einheit durch 60 ehemalige Rotarmisten verstärkt und zur Bewachung landwirtschaftlicher Güter und gegen Partisanen eingesetzt. Am 8. Juni 1943 wurde die 700 Mann starke Einheit in SS-Sonderbataillon "Dirlewanger" umgegliedert. Am 10. August 1943 erfolgte dann die Umbenennung in SS-Sonderregiment "Dirlewanger". Ab dem 5. November 1943 stand das Regiment südwestlich von Newel bei Dretun erstmals im Fronteinsatz. Am 8. Februar 1944 hatte das Regiment, das immer noch nur aus einem Bataillon bestand, noch eine Stärke von 460 Mann. Mitte Februar 1944 endete der Fronteinsatz. Zwischen dem 16. April und dem 12. Mai 1944 nahm das Regiment an dem Partisanenunternehmen "Frühlingsfest" teil. Anschließend wurde mit der Umgliederung und Aufstockung des Verbandes zu einem Regiment begonnen. Hierzu wurden dem Verband Häftlinge aus Konzentrationslagern zugeführt, die dann das II. Bataillon des aufzustellenden Regiments bildeten. Bis zum 30. Juni 1944 war die Stärke des Regiments auf 971 Mann angestiegen. Mitte Juli mußte sich das Regiment dem deutschen Rückzug aus Weißrußland in Richtung Lida zurückziehen. Über Grodno wurde der Rückzug bis nach Ostpreußen in den Raum Treuburg - Lyck  fortgesetzt. Nach dem Ausbruch des Warschauer Aufstandes am 1. August 1944 wurde das Regiment zur Niederschlagung des Aufstandes nach Warschau verlegt. Wenige Tage nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde das Regiment in die Slowakei verlegt, um an der Niederschlagung des dortigen Nationalaufstandes teilzunehmen. Das Regiment traf am 15. Oktober per Bahn im neuen Einsatzraum ein. Am 18. Oktober begann die deutsche Offensive und das Regiment wurde zwischen Biely Potok und Necpaly eingesetzt. In schweren Kämpfen erreichte das Regiment den Raum Liptowska Osada. Der Einsatz des Regiments dauerte bis Anfang November 1944. Nach dem Einsatz wurde das Regiment nach Revuca verlegt, um dort zu einer Brigade erweitert zu werden. Hierzu wurden politische Gefangene aus Konzentrationslagern zwangsrekrutiert. Am 19. Dezember 1944 erfolgte dann die Umbenennung in SS-Sturmbrigade "Dirlewanger". Die Brigade unterstand dem Deutschen Befehlshaber in der Slowakei und wurde in der Enge von Ipolysag gegen die Rote Armee eingesetzt. Nach kürzester Zeit waren vom SS-Sturm-Regiment 2 600 Mann übergelaufen. Daraufhin wurde die Brigade aus der Front gezogen und im Raum Prividza versammelt. Nachdem die Rote Armee Ende Januar 1945 bereits die Oder erreicht hatte, wurden die Reste der Brigade Anfang Februar 1945 zur 9. Armee verlegt. Am 12. Februar 1945 erreichte die Brigade im Eisenbahntransport Guben und wurde dem Divisionsstab z.b.V. Matterstock im XXXX. Panzerkorps unterstellt. Es war beabsichtigt, entlang der Bober eine Abwehrfront aufzubauen und die bereits über den Fluss vorgedrungenen Teile der Roten Armee zu zerschlagen. Zusammen mit Teilen der 25. Panzergrenadier-Division standen Teile der Brigade im Kampf um Naumburg. Andere Teile der Brigade kämpften um Sommerfeld. Wenige Tage später ging das XXXX. Panzerkorps über die Neiße zurück und versuchte dort, eine neue Stellung zu beziehen. Am 20. Februar 1945 wurde die Brigade zur 36. Waffen-Grenadier-Division der SS umbenannt, ohne, dass es zu einer Aufstockung oder Umgliederung kam. Die Umbenennung war schlicht ein Zeichen des Größenwahns Himmlers. Auf dem Truppenübungsplatz Kurmark westlich von Guben wurde das Grenadier-Regiment 1243 des Heeres sowie die Heeres-Panzerjäger-Abteilung 681, die Heeres-Pionier-Brigade 687 sowie die Panzer-Abteilung 1 (ausgerüstet mit Sturmgeschützen) zusammen gezogen. Am 22. und 23. Februar 1945 kam es zu schweren Kämpfen in Guben und Forst. Am 17. März wurde die Brigade bei Guben aus der Front gelöst und in den Raum zwischen Horno und Forst ab die Neiße verlegt. Da die avisierten Heereseinheiten bis auf die Heeres-Pionier-Brigade 687 nicht unterstellt wurde, erhielt die Division die Bezeichnung Kampfgruppe / 36. Waffen-Grenadier-Division der SS. Am 19. April 1945 startete die Rote Armee in diesem Frontabschnitt ihre Offensive und konnte bereits am ersten Tag rund 1.000 Mann der Kampfgruppe sowie der 342. Infanterie-Division gefangen nehmen. Als zwei Tage später die 9. Armee bei Guben - Fürstenwalde - Königswusterhausen - Lübben eingekesselt wurde, marschierte die Kampfgruppe in Richtung Burg. Von dort aus erreichte die Kampfgruppe am 26. April über Lübben Schlepzig. Ohne bislang in Kämpfe verwickelt worden zu sein, begann hier die Auflösung der Verbände. Letzte Reste konnten aus dem Kessel von Halbe ausbrechen.

Die Division und ihre Vorgängerverbände waren an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt. Während der Einsätze gegen Partisanen in Weißrussland wurden unbewaffnete Zivilisten systematisch ermordet. Massenerschießungen, Folter von Gefangenen, Plünderungen, Vergewaltigungen, Verbrechen an Kindern und Alkoholexzesse sind durch Augenzeugenberichte belegt. Zivilisten wurden als menschliche Schutzschilde eingesetzt. Bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes kamen über 170.000 Zivilisten ums Leben.

 

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
April (Kgr.) V 4. Panzerarmee Mitte Lausitz (Lagekarte)

 

2. Divisionskommandeure:

1. Juli 1940 SS-Oberführer Dr. Oskar Dirlewanger

Mai 1945 SS-Brigadeführer Fritz Schmedes


3. Gliederung

SS-Sonderbataillon "Dirlewanger, 8. Juni 1943

1 deutsche Kompanie

1 deutscher Kradschützenzug

3 Russen-Kompanien

1 Artillerie-Batterie

 

SS-Sturmbrigade "Dirlewanger" 1. Dezember 1944

SS-Sturm-Regiment 1

SS-Sturm-Regiment 2

SS-Artillerie-Abteilung

SS-Nachrichten-Kompanie

SS-Pionier-Kompanie

SS-Sanitäts-Kompanie

SS-Feldersatz-Bataillon

SS-Versorgungstruppen

SS-Veterinär-Kompanie

 

36. Waffen-Grenadier-Division der SS 1. März 1945 (Soll)

Waffen-Grenadier-Regiment der SS 72

Waffen-Grenadier-Regiment der SS 73

SS-Artillerie-Abteilung 36

SS-Füsilier-Kompanie 36

SS-Nachrichten-Kompanie 36

(Heeres-) Pionier-Brigade 687

(Heeres-) Grenadier-Regiment 1244

(Heeres-) schwere Panzerjäger-Abteilung 681

 

4. Literatur und Quellen:

Rolf Michaelis: Die Grenadier-Divisionen der Waffen-SS. Teil 3. Michaelis-Verlag, Erlangen 1995
Tessin, Georg: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 5, Die Landstreitkräfte 31-70. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1976
Werner Haupt: Deutsche Spezialdivisionen 1935 - 1945. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim, 1995
Rolf Michaelis: Das SS-Sonderkommando Dirlewanger. Der Einsatz in Weißrussland 1941-1944. 2., revidierte Auflage, Michaelis-Verlag, Berlin 2006
Hans-Peter Klausch: Antifaschisten in SS-Uniform. Schicksal und Widerstand der deutschen politischen KZ-Häftlingen, Zuchthaus- und Wehrmachtsgefangenen in der SS-Sonderformation Dirlewanger. Edition Temmen, Bremen 1993