6. Fallschirm-Jäger-Division
1. Einsatz und Unterstellung:
Die 6. Fallschirmjäger-Division wurde im Zuge der Erweiterung der
Fallschirmtruppe ab Juni 1944 im Raum zwischen Metz und Amiens aufgestellt. Eine
Ausnahme stellte das Fallschirmjäger-Regiment 16 dar, welches sich seit April
1944 in Halberstadt in Aufstellung befand. Mit Beginn der alliierten Invasion im
Juni 1944 in der Normandie wurde die Beendigung der Kaderausbildung und die
sofortige Endaufstellung der Division befohlen. Das noch in Deutschland
befindliche Fallschirmjäger-Regiment 16 sowie die noch fehlenden Teileinheiten
zur Aufstockung der Divisionsstärke wurden umgehend zum Aufstellungsort der
Division nach Frankreich in Marsch gesetzt, erreichten diesen jedoch vor Beginn
der Verlegung der Division in die Normandie zum größten Teil nicht mehr. Bereits
wenige Tage nach dem Beginn der alliierten Invasion wurde die Division nach
Nordfrankreich an die Kanalküste verlegt. Neben dem Auftrag zur weiteren
Aufstellung ihrer Verbände wurde der Division die Sicherung der Küste in diesem
Bereich übertragen. Um der bisher nur aus Kadereinheiten bestehenden Division
die notwendige Stärke zu geben, wurden dem Divisionskommando mehrere im Raum
Abbeville liegende Heereseinheiten unterstellt. Ende Juni 1944 wurde das
inzwischen eingetroffene Fallschirmjäger-Regiment 16 aus dem Verband der
Division herausgelöst und über die Standorte Stendal, Wittstock und Gardelegen
am 7. Juli 1944 im Lufttransport an die durch die russische Großoffensive gegen
die Heeresgruppe Nord bedrohte Ostfront nach Litauen in den Raum um Wilna
verlegt.
Am 6. August 1944 verlegte die immer noch nicht voll aufgefüllte und durch den
Abgang eines Regiments zusätzlich geschwächte Division in drei getrennten
Marschgruppen in den Raum nördlich und westlich von Paris. Die Nachschubtruppen
der Division mussten in Abbeville zurück bleiben. Am 11. August 1944 verlegte
der Divisionsgefechtsstand von Abbeville nach Dreux mit der Absicht, die
getrennt voneinander im Raum Alencon, bei Dreux und Beauvais eingesetzten
Verbände im Raum Paris zu sammeln und wieder zusammenzuführen. Aus Gründen der
besseren Verbindung zu den nördlich von Paris bei Beauvais eingesetzten
Einheiten verlegte der Divisionsstab zunächst nach Marnes, nördlich von
Versailles, und am 18. August nach Enghien, nördlich St. Denis. Am 21. August
1944 wurde die durch die Kämpfe schwer angeschlagene Division auf Befehl der
Heeresgruppe West so weit wie möglich wieder zusammen geführt und neu
ausgerüstet. Dabei wurden der Division auch ein aus Versprengten der 2., 3. und
5. Fallschirmjäger-Division neu aufgestelltes Fallschirmjäger-Bataillon sowie
das in der Normandie von seinem Regiment getrennt eingesetzte II. /
Fallschirmjäger-Lehr-Regiment 21 zugeführt. Ab dem 22. August 1944 wurde die
Division dann im Raum um Paris eingesetzt. Auftrag der Division war es, die aus
Paris nach Norden führenden Straßen gegen französische Widerstandskämpfer zu
sichern und später den Übergang alliierter Kräfte über die Seine nordwestlich
von Paris zu verhindern. Mit diesem Auftrag kämpfte die Division zunächst
nördlich von Paris bei St. Denis und Le Bourget und ab dem 24. August 1944 im
Raum um Pontoise. Am 27. August konnte sich die Division durch das aus dem
Kessel am Südufer der Seine ausgebrochene Fallschirm-Granatwerfer-Bataillon 6
verstärkten. Am 28. August 1944 wich die Division westlich der Oise gegen
überlegene US-Panzerverbände entlang der Linie Pontoise, Clermot, Compiegne und
Noyon zum Somme-Kanal aus und bezog dort neue Verteidigungsstellungen. Um einer
drohenden Einkesselung zu entgehen, mußte die Division am 2. September 1944 über
St. Quentin, Le Cateau, Le Quesnoy nach Valenciennes ausweichen. Die schwer
angeschlagene Divison hatte da noch eine Stärke von fünf schwachen Bataillonen.
Bei Valenciennes sollten diese Reste westlich der Stadt zur Abwehr des aus
Richtung Cambrai und Douai auf Mons erwarteten alliierten Vorstoß auffangen. Die
vorgesehenen Stellungen konnten jedoch nicht mehr bezogen werden, da die
alliierten Spitzen bereits an Valenciennes vorbei gestoßen waren. So geriet die
Masse der noch verbleibenden Division am 4. September 1944 bei Mons in alliierte
Gefangenschaft. Lediglich kleineren Einheiten gelang es, nach Südosten
auszuweichen und sich anderen Heereseinheiten anzuschließen. Teile des
Fallschirmjäger-Regiments 21 konnten nach Nordosten durchbrechen und sich in den
Raum Nijmwegen durchschlagen.
Mit Datum vom 24. September 1944 war die Auffrischung der 6.
Fallschirmjäger-Division befohlen worden. Aufgrund der Vernichtung der Division
in Frankreich musste diese Auffrischung als Neuaufstellung durchgeführt werden.
Die Aufstellung erfolgte im Raum Kleve - Geldern - Moers sowie mit Teilen in
Holland bei Adden, Meppel und Coevorden. Die Soldaten der Division wurden
hauptsächlich aus Luftwaffen-Bodenorganisationen, von
Luft-Nachrichten-Regimentern sowie aus Fliegerabwehr-Verbänden zugeführt. Am 19.
November 1944 übernahm die Division dann am linken Flügel des LXXXVIII.
Armeekorps den bisher vom II. SS-Panzerkorps gehaltenen Abwehrraum nördlich des
Waal von der südostwärts Arnheim liegenden Ortschaft Angeren nach Westen über
Elst, Valburg, Zetten bis Opheusden. Am 20. Dezember 1944 übergab die Division
ihren Stellungsraum an die 2. Fallschirmjäger-Division und bezog neue Stellungen
im Anschluß an die 2. Fallschirmjäger-Division bis zum Waal-Bogen bei Hesselt
undab dem 22. Dezember entlang der Maas bis zur Hollandsch-Diep. Der
Verteidigungsabschnitt der Division war so 80 km breit. Zudem wurde der Division
Anfang Februar 1945 das Fallschirmjäger-Regiment 16 genommen und in den Raum
nordostwärts Gennep zur 84. Infanterie-Division verlegt. Am 8. Februar 1945
begann die britisch-kanadische Offensive gegen die Westwall-Stellungen im
Reichswald. Das hier liegende Fallschirmjäger-Regiment 16 wurde an diesem Tag in
seinen Stellungen überrollt. Am 9. Februar kam es um die Ortschaft Materborn zu
schweren Kämpfen. Dabei wurde das Regiment nach Südosten zurück gedrängt. Am 13.
Februar stand das Regiment westlich von Moyland in schweren Abwehrkämpfen. Die
anderen Verbände der 6. Fallschirmjäger-Division wurden am 10. Februar 1945 aus
der Maas-Stellung heraus gelöst und riegelten seit dem 12. Februar 1945 den
Einbruch der in Richtung auf Kalkar angreifenden britischen Verbände ostwärts
des Reichswaldes ab. Der Gefechtsstreifen der Division lag ab dem 14. Februar
1945 nordwestlich von Moyland bis südwestlich von Moyland. Am 25. Februar wich
die Division aus dem Raum Nordwestlich Kalkar nach Südosten entlang der
Reichsstraße hinhaltend kämpfend bis in die "Schlieffen-Stellung" beiderseits
Marienbaum aus. In den ersten März-Tagen musste auch diese Stellung aufgrund des
starken alliieren Drucks aufgegeben werden und die Division ging in den Raum
Xanten zurück, wo es erneut zu schweren Abwehrkämpfen kam. Bis zum 9. März 1945
hielt die Division im Nordabschnitt des Brückenkopfes Wesel in Stellungen vom
Rheinufer südostwärts Xanten bis Birten und ging infolge der Aufgabe des
Brückenkopfes noch am selben Tag bei Wesel über den Rhein. Nordwestlich von
Wesel bezog sie daraufhin neue Stellungen am Rhein im Abschnitt zwischen
Emmerich und dem Rheinbogen westlich Rees. Am 24. März 1945 setzten nach starker
Artillerie-Vorbereitung aus dem Raum Grieth heraus starke US-Verbände über den
Rhein und bildeten sofort einen Brückenkopf. Bis zum Abend stießen US-Verbände
bis nach Millingen vor. Daher musste die 6. Fallschirmjäger-Division in der
Nacht zum 25. März ihre Verteidigung in die Linie Emmerich - Praest - Millingen
zurück nehmen. Am 25. März überschritten auch bei Emmerich starke US-Verbände
den Rhein und zwangen die 6. Fallschirmjäger-Division zum Ausweichen nach
Nordosten. Im Verlauf der sich anschließenden Verzögerungsgefechte riss bei den
Kämpfen um Anholt und Isselburg am 28. März die Verbindung nach links zur 8.
Fallschirmjäger-Division ab. Bis Ende März 1945 wich die Division unter starkem
Feinddruck bis zur Eisenbahnlinie Doetinchem - Treborg - Varsseveld - Aalten
aus. Nach Aufgabe dieser Stellung ging die Division Anfang April 1945 bis hinter
den Twente-Kanal zwischen Zutphen und Hengelo zurück. In dieser Stellung von
annähernd 40 km Breite wurden der Division Teile von
Fallschirmjäger-Ersatzeinheiten und das Fallschirmjäger-Regiment 37 zugeführt.
Bis Mitte april 1945 konnte die Division britische Übersetzversuche über den
Twente-Kanal vereiteln. Erst durch die Bedrohung der offenen Flanke zwang die
Division am 17. April zur Zurücknahme des linken Flügels in die Linie Holtern -
Heelendoorn. In den darauf folgenden Tagen wurden die Reste der Division nach
mehreren Panzerangriffen über die Linie Zutphen - Voorst - Bussloo - Deventer in
Richtung auf as Issel-Meer abgedrängt. Um den 20. April 1945 bezog die Division
dann neue Verteidigungsstellungen westlich des Apeldoornsch-Kanals zwischen
Hoenderlo, Apeldoorn, Vaassen und wich Anfang Mai 1945 auf die Linie Amersfort -
Nijkerk - Putten aus. In diesem Raum geriet die Division bei Kriegsende in
britische Gefangenschaft.
1944
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Juli | in Aufstellung | 15. Armee | Amiens (Lagekarte) | |
22. August | I. SS | 5. Panzerarmee | Nord-Frankreich (Lagekarte) | |
September | LXXXVIII | 1. Fallschirmarmee | Arnheim, Kleve, Xanten (Lagekarte) | |
Oktober | in Aufstellung | B | Meppel | |
Dezember | LXXXVIII | 15. Armee | Arnheim |
1945
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | LXXXVIII | 25. Armee | Arnheim, Wesel | |
13. Februar | XXXXVII | 1. Fallschirmarmee | Kleve, Wesel (Lagekarte) | |
12. März | II. Fallschirm-Korps | 1. Fallschirm-Armee | Kleve, Wesel | |
28. März | LXXXVIII | 25. Armee | Festung Holland (Lagekarte) |
2. Divisionskommandeure:
1. Mai 1944 Generalleutnant Rüdiger von Heyking
3. September 1944 Oberstleutnant Harry Herrmann
1. Oktober 1944 Generalleutnant Hermann Plocher
3. Gliederung:
Fallschirm-Jäger-Regiment 16
Fallschirm-Jäger-Regiment
17
Fallschirm-Jäger-Regiment
18
Fallschirm-Panzerjäger-Abteilung 6
Fallschirm-Granatwerfer-Abteilung 6
Fallschirm-Artillerie-Regiment 6
Fallschirm-Flak-Abteilung 6
Fallschirm-Pionier-Bataillon 6
Fallschirm-Luftnachrichten-Abteilung 6
Fallschirm-Sanitäts-Abteilung 6
Nachschubführer der 6. Fallschirmjäger-Division
Fallschirm-Feldersatz-Bataillon 6
4. Literatur und Quellen:
Georg Tessin: Verbände und Truppen der
Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 3. Die
Landstreitkräfte 6–14. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974
Haupt, Werner: Deutsche Spezial-Divisionen Gebirgsjäger, Fallschirmjäger und
andere. Dörfler-Verlag 2002
Volkmar Kühn: Deutsche Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg. Motorbuch-Verlag
12. Auflage 1999
Erich Busch: Die Fallschirmjäger-Chronik 1935 - 1945 Die Geschichte der
Deutschen Fallschirmtruppe, Podzun-Pallas-Verlag 1983